Presse | Fuldaer wollen Tunnelbau revolutionieren - Finale in Las Vegas
Schneller zu sein als eine Weinbergschnecke, klingt zunächst nicht nach einer großen Herausforderung. Für den Tunnelbau stellt es jedoch eine Revolution dar. Drei Fuldaer Studierende wollen diese Revolution mit ihrem „Dirt-Torpedo“ im Rahmen von Elon Musks „Not-a-Boring Competition“ Realität werden lassen. Das Finale des Wettbewerbs in Las Vegas steht kurz bevor, die Arbeiten an der Tunnelbohrmaschine laufen auf Hochtouren.
Das Ziel ist klar, ihr Dirt-Torpedo soll die schnellste Tunnelbohrmaschine der Welt werden. Die drei Fuldaer dual Studierenden Adrian Fleck, Daniel Klassen und Martin Will arbeiten derzeit mit ihrem insgesamt zehnköpfigen Team rund um die Uhr an der Montage ihres innovativen Tunnelbohrers. Im September messen sich die Maschinenbau- und Elektrotechnik-Studenten der DHBW Mosbach im Finale des von Elon Musk ausgerufenen Wettbewerbs „Not-a-Boring Competition“ mit renommierten Forschungseinrichtungen aus aller Welt.
Vom virtuellen Reißbrett in die Realität
„Wir haben seit der Erfolgsmeldung im Januar, dass wir als eines von nur zwölf Teams weltweit in der Finalrunde stehen, einen Großteil unserer Freizeit in das Projekt gesteckt, neben Studium und Arbeit“, erklärt der Teamleiter Adrian Fleck. Gestartet als Idee unter Freunden, reichten die Studenten ihr Konzept für den Wettbewerb bereits im Vorjahr ein. Zunächst entstand der „Dirt-Torpedo“ mit Hilfe von digitalen Tools und Simulationen am virtuellen Reißbrett. Doch mit der Einladung zum Finale der weltweit besten Teams, musste das virtuelle Konzept auch in die Realität umgesetzt werden. Im Spätsommer soll schließlich in Las Vegas ein Tunnel gebohrt werden. Dabei gilt das Motto „beat the snail“ – also schneller zu bohren, als sich eine Weinbergschnecke fortbewegt.
Regenwurm als Vorbild
Zu schlagen ist eine Geschwindigkeit von drei Metern pro Stunde. „Unser Ziel ist es, dass unser Dirt-Torpedo etwa doppelt so schnell sein wird“, erklärt Fleck. Um diese Bohrgeschwindigkeit zu erreichen, hat sich das Fuldaer Team an der Fortbewegungsweise des Regenwurms orientiert. Die Maschine ist in modulare Segmente aufgeteilt, die sich an die Tunnelwand pressen. Der gesamte Bohrer bewegt sich so Segment für Segment kontinuierlich wie ein Wurm vorwärts. Neben der Bohrgeschwindigkeit geht es bei dem Wettbewerb aber auch darum, eine präzise Navigation zu gewährleisten sowie den entstehenden Abraum zügig zu beseitigen und den Tunnel bereits beim Bohren mit Beton auszukleiden. Zum Schluss soll ein kleiner ferngesteuerter Tesla durch den 30 Meter langen Tunnel mit einem Durchmesser von einem halben Meter fahren.
Straffer Zeitplan
„Wir haben einzelne Baugruppen bereits getestet und sind sehr zuversichtlich, dass die Maschine als Ganzes das gewünschte Ergebnis liefern wird“, zeigen sich die Studenten optimistisch. Ein finaler Test der fertig montierten Tunnelbohrmaschine ist für Ende Juli geplant. Hierfür wurde extra ein Grundstück gesucht, das mit dem Wüstenboden des Finalorts Las Vegas vergleichbar ist. „Unser Zeitplan ist sehr straff, denn bereits Mitte August wird unsere Tunnelbohrmaschine per Luftfracht in die USA gebracht“, sagt Adrian Fleck. Zuvor steht noch ein Launch-Event an, bei dem der Dirt-Torpedo dann offiziell der Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Bis dahin gibt es noch Einiges zu tun. Daher investieren die Studenten im Moment jede freie Minute in die Montage der Maschine, die in einem abgetrennten Bereich in der Produktionshalle von FFT stattfindet.
Große Unterstützung
„Dass die womöglich schnellste Tunnelbohrmaschine der Welt nicht nur hier in Fulda zusammengebaut wird, sondern zu einem großen Teil auch auf Engineering- und Produktions-Knowhow aus unserer Region basiert, freut uns natürlich sehr", sagt Christian Vey von der Region Fulda GmbH, die das Projekt-Team aktiv begleitet. Über das Fuldaer Engineering-High-Tech-Cluster erfolgte ein Aufruf an heimische Unternehmen, das Projekt mit der Fertigung benötigter Bauteile zu unterstützen. Dank Firmen wie FFT, Wassermann Technologie oder Paul Himmelmann konnte die Realisierung des Projektes schließlich in Angriff genommen werden. Mit Hilfe des Vereins Marketing-Netzwerk Region Fulda wurde in kürzester Zeit unter www.dirt-torpedo.de eine eigene Webseite entwickelt und ein Kommunikationsplan erstellt.
Aber auch die DHBW Mosbach und die Stiftung Pro DHBW Mosbach e.V. sind wichtige Partner des Projektes. Stiftungs-Geschäftsführer Gerhard Lauth warb im Namen des Dirt-Torpedos um finanzielle und materielle Unterstützung bei Unternehmen der Region und darüber hinaus, bei Mittelständlern und Konzernen, damit das Team sich voll auf Technik und Entwicklung konzentrieren konnte. Mit Hilfe dieses Fundraisings konnten Sponsorings von Geld- und Sachleistungen in Höhe von etwa 250.000 Euro akquiriert werden.
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